Absicht oder “dumm gelaufen”?

Jahrzehntelang wählte man Telefonnummern mit einer Wählscheibe: Man steckte den Finger in das Loch einer Nummer und zog den Mechanismus bis zum Anschlag auf. Wenn man den Finger wieder rauszog, drehte sich der Mechanismus zurück und erzeugte dabei Impulse. Durch diese Impulse wurden in der Fernmeldezentrale Relais so geschaltet, dass man den richtigen Empfänger erreichte. In Englisch heißt dieser Wählvorgang: „to dial“. Dabei bedeutet „dial“ übersetzt „Ziffernblatt, „Zeigerplatte“ oder auch „Lochscheibe“. Seitdem Tastentelefone üblich sind, hätte man den Begriff eigentlich ändern können: „to type in“ oder auf Deutsch: „Eine Nummer eingeben“, wäre ein adäquater Ersatz – aber nein, man hält gerne an alten Begriffen fest. Und nicht nur an Begriffen: Auf meinem hochmodernen Smartphone ist das Symbol für das Telefon ein altmodischer Telefonhörer! Wie sollen dass denn die Kinder von heute verstehen? Von denen hat doch noch nie jemand einen Telefonhörer in der Hand gehalten!

Aber das ist nicht das einzige, woran man festhält: Schaut Euch mal den Nummernblock auf der PC-Tastatur oder auf der Taschenrechner-App an. Und dann den Ziffernblock auf eurem Telefon. Krass, oder? Nein, ich rede nicht von dem Umstand, dass das Telefon kein Komma hat. Das braucht es auch nicht, denn Telefonnummern sind keine Dezimalzahlen! Es geht um die Anordnung der Zahlen: Beim Telefon ist die 1 oben links, beim Taschenrechner unten links. Und nun stellt sich die Frage: WARUM?

Der Grund ist tatsächlich witzig: Mit dem Aufkommen von Rechenmaschinen hat sich auch die Notwendigkeit eines Eingabefeldes ergeben. Klingt logisch, aber die Anordnung der Zahlen 24579 in der oberen Reihe und 13068 in der unteren Reihen war eher nicht logisch und hatte wohl eher technische Gründe statt ergonomische.

1914, meldete der Amerikaner David Sundstrand ein Patent für ein logischeres und nutzerfreundlicheres Tastenfeld an, bei dem die Zahlen 1-9 von unten nach oben in einem 3×3-Raster angeordnet sind, mit einer extra Zeile für die 0. Das hat sich dann für Rechenmaschinen durchgesetzt.

Bei dem Wählscheibentelefon hat man die Null ans Ende der Wählscheibe gesetzt damit 10 Impulse erzeugt werden. 0 Impulse geht ja nicht! In den 1950er Jahren sollte die Wählscheibe dann durch Tasten ersetzt werden und so wurden Studien durchgeführt, um die beste Anordnung zu finden. Es standen runde, dreieckige und auch 3×3 Anordnungen mit der 1 oben oder unten links zur Auswahl. 300 Testpersonen hatten entschieden: 3×3 mit der 1 oben links ist am besten! Aber da war das Taschenrechnerkind schon in den Brunnen gefallen, denn dort etablierte sich die 1 unten links. Spätere Versuche beide Tastenfelder zu vereinheitlichen gab es zwar, sind aber kläglich gescheitert.

Jetzt kann man sagen, dass die Mathematik ja von 0 bis 9 zählt und deshalb bei Computern die 1 unten links ist, aber dann erklärt mir mal, warum die Zahlen in der oberen Reihe meiner Tastatur von 1 über 9 bis zur 0 laufen?

Und dann habe ich eine alte Schreibmaschine gefunden, bei der die Taste 0 fehlt. Klar, man kann ja auch das kleine “o” dafür nehmen. Sieht identisch aus. Die waren damals schon richtige Sparfüchse….