Zugverspätung durch Bistrobesuch?

Ich sitze im Zug. In Wagen 4. Das Bordbistro ist in Wagen 10. Ich bekomme Durst und mache mich auf den Weg um mir ein Getränk zu kaufen. Auf halbem Weg stelle ich mir die Frage, ob ich eigentlich schneller im Bordbistro bin, wenn ich in Fahrtrichtung laufen muss, oder wenn ich gegen die Fahrrichtung laufen muss? Das Bordbistro liegt gegen die Fahrtrichtung und ich bin mir sicher, dass es genau deshalb so lange gedauert hat, denn ich bin deutlich durstiger als ich dort ankomme, als ich es bei meinem Start in Wagen 4 war.
Auf dem Rückweg stelle ich mir die Frage, ob der Weg eigentlich länger ist, wenn ich ihn durstig zurücklegen muss oder wenn ich keinen Durst mehr habe?

Das erinnerte mich dann an diese Plastikkurbeln, die es mal zu kaufen gab. Vor einiger Zeit bei Amazon: Da wurde versprochen, dass die Kurbel alles schneller machen kann: Den PC, die Waschmaschine, die Mikrowelle… einfach alles. Die Kurbel hatte einen Saugnapf mit dem man sie an jedem Gerät befestigen konnte. Wenn man dann kurbelte, dann sollte alles schneller gehen.

Physikalisch natürlich totaler Quatsch, aber psychologisch ein durchaus haltbares Versprechen. Warum? Nun, ich habe mal eine wissenschaftliche Veröffentlichung gelesen, in der folgendes Experiment beschrieben wurde: Versuchspersonen wurden gebeten die Zeit zwischen zwei akustischen Signalen zu schätzen. Unter zwei Bedingungen: Einmal wenn sie ganz ruhig dastanden und einmal wenn sie umher gelaufen sind, also in Bewegung waren. Das Ergebnis wurde wie folgt zusammengefasst: Die Zeit wurde generell kürzer eingeschätzt wenn die Personen in Bewegung waren im Vergleich zu den Schätzungen wenn sie nur ruhig dastanden.
Das bedeutet, dass diese Kurbel zur Folge haben kann, dass mir die Zeit, die mein PC, die Waschmaschine oder die Mikrowelle benötigen, kürzer vorkommt, wenn ich an der Kurbel drehe, als wenn ich ruhig daneben stehe und einfach nur warte.
Also ein gutes Kaufargument.

Im Vergleich dazu kommt einem der Weg zur Toilette immer als sehr lang vor, wenn die Blase einen hohen Füllstand meldet. Dis Zeit bis zur Toilette (hektische Bewegungen) kommt einem dann deutlich länger vor als die Zeit für den entspannten Rückweg. Das passt nicht ganz zu dem Kurbelargument, aber ich würde postulieren, dass der wahrnehmungspsychologische Hintergrund  auch ein anderer ist.

Ich sitze immer noch im Zug und der Zug hat Verspätung. Das bringt mich zu der Frage, ob ich die Zugverspätung aufholen kann, wenn ich im Zug mit der Fahrtrichtung gehe? Dann bin ich ja theoretisch früher im Zielbahnhof als wenn ich einfach nur sitzen bleibe…

Und kommt einem die Reisezeit eigentlich kürzer vor, wenn der Zug voll ist, oder wenn er nur mit wenigen Fahrgästen besetzt ist?

Hoffentlich sind wir bald da, sonst komme ich noch auf weitere unsinnige Gedanken.

(header-Image By tohamina)